Island-Expedition 2024 Teil 3 – Keine Touristen und kein AdBlue

Island-Expedition 2024 Teil 3 –Keine Touristen und kein AdBlue

Am Strand von Olafsvik genossen wir den Anblick des tiefblauen Ozeans, den schwarzen Strand und die Ruhe. Wir brauchten eine gewisse Zeit, um wieder nervlich auf unser Ausgangsniveau zurück zu kommen. Eigentlich schön hier. Einen Campingplatz gab es auch. Und mit Aufregung war es eigentlich auch genug für heute. Andererseits waren wir noch ein ganzes Stück weit von den Westfjorden entfernt. Also weiter auf der Küstenstraße Richtung Westfjorde. Uns war bewusst, dass wir noch einen Zwischenstopp einlegen mussten. Dank Camping-App war ein Platz auf direktem Weg schnell ausgemacht. Gerade noch Asphalt und plötzlich Schotterpiste.

Ab in die Westfjorde

Die Straße war erstaunlich gut geräumt, obwohl links und rechts keine unwesentliche Menge an Schnee lag. Es lief so gut, dass wir trotz noch einiger vor uns liegender Kilometer, immer mal wieder einen Halt für Fotoaufnahmen einlegten. Was sollte jetzt eigentlich noch groß passieren? Irgendwann bog unsere Straße – in Deutschland wäre sie wohl als Bundesstraße klassifiziert worden – rechts weg. Vor uns lag nun aber keine asphaltierte Straße mehr. Es war vielmehr eine Schotterpiste. Also erstmal auf die Bremse getreten, denn das konnte ja nur ein Irrtum sein! Wir vergewisserten uns an den Straßenschildern und im Navi, ob wir noch auf der richtigen Route waren. Aber alles schien korrekt zu sein. Vielleicht war es ja auch nur ein kurzer Teilabschnitt.

Mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit schoben wir uns über die Schotterpiste. Bei anderer Gelegenheit hätten wir die Offroad-Passage sicherlich mehr genossen. Die Hoffnung, dass diese sich schnell erledigt haben sollte, erfüllte sich leider nicht. Dem Navi war zu entnehmen, dass wir erst in knapp 30 Kilometern abbiegen sollten. So lange würde sich also dieser Belag unter unseren Rädern befinden. Und wer weiß, vielleicht geht es nach dem Abbiegen genauso weiter. Klar war jedenfalls, dass wir deutlich später als geplant unser Nachtlager aufschlagen können. Egal – unsere Dieseltanks waren gut gefüllt, Licht an den Expeditionsmobilen funktionierte. Und eine Schlafgelegenheit war auch immer mit dabei. Was sollte also schiefgehen?

Der AdBlue-Pegel sinkt

Patricks Stimme bahnte sich ihren Weg durch das Walkie Talkie. Die Walkie Talkies waren eine sehr gute Entscheidung gewesen! So konnten wir uns immer schnell und unkompliziert während der Fahrt abstimmen oder uns bei Foto- und Filmaufnahmen gegenseitig dirigieren. Die Info, die mich jetzt erreichte, war erstmal betrachtet auch nicht weiter bedenklich. Der AdBlue-Tank hatte sich gemeldet und freundlich darauf hingewiesen, dass es gut wäre, bei nächster Gelegenheit den Tank aufzufüllen. Alles klar, aber so lange keine Lampe rot leuchtet sind solche Meldungen eher Empfehlungen als ernsthafte Nachrichten. Leider nahm der Füllstand im AdBlue-Tank überraschend schnell ab. Patrick gab die Füllstandsmeldungen anhand einer noch vorhandenen Prozentzahl regelmäßig durch. Nicht nur die Prozentzahlen wurden schnell kleiner, auch die Abstände zwischen seinen Meldungen wurden immer kürzer! Schön wäre es gewesen, wenn wir neben dem Füllstand auch eine Info zur Reichweite gehabt hätten. Dann hätte man die Situation besser einschätzen können. War aber leider nicht verfügbar.

Schnell kamen Fragen auf. Und was passiert eigentlich, wenn der AdBlue-Tank leer ist? Schaltet sich der Motor dann einfach ab? Niemand von uns beiden hatte Erfahrung damit. Keiner von uns hatte zuvor ein Fahrzeug mit AdBlue über so eine lange Distanz gesteuert. Wir legten erstmal einen Stop ein, um die Lage zu erörtern. Der Blick in die Staukästen war leider ernüchternd. Kein Tropfen AdBlue mehr in irgend einem Kanister. Warum hatten wir eigentlich nicht besser vorgesorgt? Dazu muss man natürlich wissen, dass es AdBlue auf Island nicht an jeder Tankstelle gibt. Wir hatten bisher immer rechtzeitig, und wenn sich die Gelegenheit bot, einige Kanister geladen. Durch die Fahrt direkt an der Küste waren wir den ganzen Tag so gut wie durch keinen Ort gekommen. Somit gab es auch keine Gelegenheit die AdBlue-Reserven aufzufüllen. Die einsamen Zapfsäulen entlang der Straße sorgten zwar für eine ausreichende Versorgung mit Diesel, aber eben nicht mit AdBlue. Glücklicherweise waren wir ja mit zwei Fahrzeugen unterwegs. Und der BANDO benötigte nur Diesel. Somit hatten wir drei Optionen: 1. Weiterfahren, in der Hoffnung am Ziel anzukommen oder unterwegs AdBlue kaufen zu können. 2. Den RUNNER notfalls stehen zu lassen und gemeinsam mit dem BANDO weiter zu fahren, bis wir auf AdBlue stoßen sollten. 3. Im Fahrzeug zu übernachten und am nächsten Morgen im Hellen uns weiter auf die Suche nach AdBlue zu machen.

Zumindest hatten wir zwischenzeitlich herausgefunden, dass sich der Motor nicht abstellt, sondern nur die Leistung gedrosselt wird. So wäre wenigstens eine Weiterfahrt mit ca. 20 km/h  möglich. Keine tolle Option für die hereinbrechende Nacht, aber immerhin!

Wir nehmen Option 1

Also war Option 1 die beste Lösung für uns, denn die beiden anderen Optionen konnten wir später zur Not auch noch ziehen. Die verbleibenden Kilometer auf der Schotterpiste zogen sich wie ein zäher Kaugummi endlos in die Länge. Noch hatte ich die Hoffnung, dass es nach dem Abzweig eine befestigte Straße und somit auch die Aussicht auf etwas mehr Zivilisation gab.

Nur noch 20 Kilometer!

Die Landschaft, durch die wir gerade fuhren, war eigentlich schön. Die vielen kleinen und mittelgroßen Wasserläufeboten eine tolle Kulisse für Foto- und Filmaufnahmen. Aber der Fokus war leider aktuell anders ausgerichtet. Außerdem war es bereits schon spät und zu dunkel.

Noch 14 Kilometer!

Die Kommunikation bzgl. der AdBlue-Füllstandsmenge hatten wir mittlerweile eingestellt, da es an unserem Vorgehen nichts ändern würde. Selbst ein einsam grasendes Rentier an einem Wasserlauf erhielt nicht die ihm eigentlich zustehende Aufmerksamkeit.

Noch 8 Kilometer!

Das sollte wohl zu schaffen sein. Immer noch in der Hoffnung auf Besserung der Gesamtsituation sehnten wir das Ende der Schotterpiste herbei. Endlich begegnete uns, gefühlt seit Stunden, ein anderes Fahrzeug. Ein klarer Hinweis auf nicht mehr weit entfernte Zivilisation!

Noch 2 Kilometer!

Ein zweites Fahrzeug tauchte auf. Diesmal hinter uns. Allerdings war der Fahrer wenig darüber erfreut, dass es auf der engen Schotterpiste nicht richtig überholen konnte. Und in Unkenntnis unserer individuellen Situation schien er das Gefühl zu haben, dass wir ihn mit unserer langsamen Fahrweise absichtlich ausbremsen wollten.

Noch 1 Kilometer!

Der PKW überholte uns mit rasender Geschwindigkeit und eindeutigen Unmutsbekundungen, um uns dann wenig später selbst auszubremsen. Nun mussten wir unsere ohnehin schon langsame Fahrt sogar noch drosseln. Fortwährend bekundeten die beiden Insassen mit eindeutigen Gesten weiter ihren Unmut. Vielleicht hatten sie einfach auch gedacht, dass wir bei ihrem Überholvorgang die Gesten nicht richtig erkannt hatten oder deuten konnten. Freundlicherweise erklärten sie es uns das dann noch mal in aller Ausführlichkeit!

Noch 200 Meter!

Der Abzweig war in Sichtweite. Oh bitte, lass die beiden Spinner vor uns nach rechts abbiegen! Ich setzte vorerst keinen Blinker, damit sie sich unabhängig für eine Fahrtrichtung entscheiden konnten. Mist – der PKW bog auch links ab.

Eine Hoffnung erfüllte sich jetzt zumindest. Wir hatten wieder festen Asphalt unter unserem Allradantrieb. Die zweite leider nicht. Wir wurden weiter ausgebremst! Aber ich wollte mich keinesfalls provozieren lassen. Also blieb ich auf Abstand. Immer in der Hoffnung, dass die beiden Isländer doch irgendwann die Lust verlieren müssten. Glücklicherweise traten sie kurz später auf das Gaspedal und verschwanden hinter der nächsten Kuppe. Bis zu unserem Campingplatz waren es nunmehr auch nur noch knapp 10 Kilometer. Das sollten wir auf jeden Fall schaffen. Im Ort sollte es eine Tankstelle geben und mit etwas Glück mit einem angeschlossenen Shop. Und mit noch mehr Glück hat dieser dann noch geöffnet. Die Tankstelle kam gleich’ hinter dem Ortseingang. Leider ohne AdBlue-Säule. Daneben gab es aber den erhofften Shop. Schade, seit fünf Minuten geschlossen! Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Unser Klopfen nützte nichts. Scheinbar niemand mehr da. Oder sie hatten keine Lust auf späte Gäste. Wir drückten unsere Nasen an die Glastür und Fenster, um zu sehen, ob irgendwo AdBlue-Kanister zu entdecken waren. Nichts zu finden. Die zu sehenden Artikel gaben leider keinen Aufschluss über das Gesamtsortiment. Keine Kfz-Abteilung oder ähnliches zu entdecken. Eigentlich nur Lebensmittel. Das Warten auf die morgige Öffnung war somit nur eine Wette mit einer eher fragwürdigen Erfolgsquote.

Erstmal zur Ruhe kommen

Mehr konnten wir aktuell nicht unternehmen. Also ab zum Campingplatz, der sich auf der anderen Straßenseite befand. Allerdings schien dieser nicht wirklich für Expeditionsmobile geeignet zu sein. Die Rezeption war auch nicht mehr besetzt. Somit suchten wir uns einen Stellplatz. Glücklicherweise waren nur noch drei weitere Campingvans auf dem Platz. Denn wir mussten uns etwas unorthodox stellen, da die vorgesehenen Stellplätze eher für PKW als für LKW gemacht waren. Egal. Eine Dusche mit warmen Wasser war auch vorhanden. Eine Küche nicht. Somit wurde heute mal im Expeditionsmobil gekocht. War ja schließlich alles an Bord. Gleichzeitig machten wir uns einen Plan für den morgigen Tag. Wir brauchten eine Alternative, sofern es im Shop kein AdBlue gab. Die sicherste Variante aus meiner Sicht war, in den größeren Ort zurückzufahren, den wir am Morgen passiert hatten. Dort gab es mehrere Tankstellen, bei denen mir auch AdBlue-Zapfsäulen aufgefallen waren. Wenn wir auf direktem Weg hinfahren würden wären das etwas mehr als 50 Kilometer. Sofern der RUNNER sich auf dem Weg dorthin runterdrosseln sollte, könnten wir immer noch mit den BANDO das wertvolle Gut besorgen.

Haltet die Zechpreller

Am nächsten Morgen war die Rezeption immer noch nicht besetzt, so dass wir unsere Übernachtung nicht bezahlen konnten. Aber was sollten wir machen? Wir fragten bei den anderen Campern nach, die wussten aber auch nicht mehr als wir. Und leider hatten wir heute nicht ewig Zeit! Eventuell mussten wir über 100 Kilometer ohne jeglichen Raumgewinn zurücklegen. Dann am Shop erstmal Ernüchterung. Der Laden hatte entgegen den proklamierten Öffnungszeiten geschlossen. Erst jetzt fiel uns ein kleiner unscheinbarer Zettel auf, der darauf hinwies, dass der Shop heute eine Stunde später öffnen sollte. Und nun? Warten, ohne wirklich zu wissen, ob es AdBlue gibt? Dann doch lieber die Zeit nutzen und zurückfahren. Gerade als wir starten wollten, schoss ein kleiner PKW  über die Straße und versperrte uns den Weg. Bei einem anderen Fabrikat hätten wir ein Spezialkommando vermutet! Aufgeregt sprang eine Frau mit Gürteltasche um die Hüfte aus dem Fahrzeug. Wild gestikulierend gab sie uns zu verstehen, dass wir noch die Campinggebühren zu zahlen hätten. Was wir natürlich gern taten, ihr aber auch erklärten, dass wir keine Möglichkeit hatten, da am gestrigen Abend und am heutigen Morgen die Rezeption nicht besetzt war. Sie murmelte etwas, was wir nicht verstanden, aber verärgert klang. Hatten wir uns etwas vorzuwerfen? Man stelle sich vor, bei der auf Ausreisekontrolle würden wir wegen Zechprellerei festgehalten werden.

AdBlue so weit das Auge reicht

Der Weg zur Tankstelle war schnell geschafft. Wir sparten uns sogar gute 10 Kilometer, da sich bereits auf dem Weg eine Tankstelle mit angeschlossenem Shop befand. Freudestrahlend und mit mehreren Kanistern AdBlue kam Patrick wieder heraus. Dass die Freude über eine eher unscheinbar daherkommende und als notwendiges Übel betrachtete Flüssigkeit mal so groß sein sollte, hätten wir uns vor der Abfahrt nach Island auch nicht träumen lassen. Also umgedreht und die Strecke wieder zurück. Heute wollten wir nun wirklich in den Westfjorden ankommen. Trotzdem konnten wir es uns nicht verkneifen, am Shop beim Campingplatz zu halten. Und es kam wie es kommen sollte. Gleich links hinter dem Eingang ein komplettes Regal voll mit AdBlue-Kanistern. Leider von außen nicht einsehbar. Aber egal. Wir nahmen es mit  einem Lächeln zur Kenntnis.

Endlich die Westfjorde

Kurze Zeit später überfuhren wir einen kleinen Gebirgspass, der zwar leicht verschneit war, aber keine weitere Herausforderung darstellte. Danach öffnete sich für uns der Blick auf die Westfjorde. Von nun an schlängelten wir uns entlang der Küste um die Fjorde. Ein Fjord folgte auf den anderen. Gefühlt tauchte hinter jeder Felsecke und Kurve ein neuer Fjord auf. Und immer hatte man den Eindruck, dass dieser noch etwas spektakulärer war als der vorherige. Also reichlich Kulisse für Foto- und Filmaufnahmen. Das Wetter spielte auch ordentlich mit. Es war zwar kalt und sehr windig, dafür aber Sonne ohne Ende. Mittlerweile wussten wir aber auch, dass sich das Wetter nicht nur minütlich, sondern auch von Kilometer zu Kilometer ändern konnte.   

Mehr Gebirgspassagen als gedacht

Wieder mal lag ein Gebirgspass vor uns. Dieser war deutlich steiler und kurviger als der vorherige. Die asphaltierte Straße ging wieder mal ohne jegliche Vorankündigung in eine Schotterpiste über. Aber nicht schlimm. Straßenverhältnisse und Sicht waren top. Der Belagwechsel irritierte uns auch nicht mehr wie am Tag zuvor. Die Straße war zwar eng, aber uns begegneten nur ganz selten andere Fahrzeuge. Und das waren dann auch eher Einheimische oder Leute auf den Straßenbaustellen. So konnten wir die Fahrt ganz ruhig fortsetzen und genießen. An vielen Aussichtspunkten machten wir immer wieder Halt, um von weit oben in die Fjorde blicken zu können.

Wo sind nur die ganzen Touristen?

Etwas verwundert waren wir schon darüber, kaum Touristen zu sehen. Vor allem, weil alle Island-Kenner immer von den Westfjorden übermäßig geschwärmt hatten. Warum waren also so wenige Touristen in dieser Gegend unterwegs? Ganz im Gegensatz zum Süden, wo der Touristenstrom schon fast unangenehm war. Eine wirklich passende Erklärung fiel uns nicht ein. Eine Überlegung war, dass die Vermieter der Autos und Campermobile bei den aktuellen Witterungs- und Straßenverhältnissen eventuell die Fahrt in die Westfjorde nicht zuließen. Für uns war es egal. Mit unseren Offroad-Trucks stellte das Terrain keinerlei Problem dar.

Witterungswechsel im Tunnel

Wir hatten in den vergangenen Tagen schon häufig die plötzlichen Wechsel von Witterungsbedingungen und Straßenverhältnissen binnen kürzester Zeit kennen gelernt. Aber diesmal war es wirklich krass. Nach dem Überqueren des doch schon einigermaßen anspruchsvolleren Passes schlängelten wir uns um die Bucht eines Fjords. Wieder türmte sich ein Felsmassiv vor uns auf. Diesmal mussten wir aber nicht rüber, sondern mittendurch. Tunnel waren wir auf Island bereits gefahren. Die sind teilweise recht schmal. Aber aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens eigentlich kein Problem. Dieser Tunnel fühlte sich wie das Portal in eine andere Welt an. Schon kurz bevor der Ausgang erreicht wurde, nahmen die Schneeverwehungen auf dem Asphalt zu. In den Tunnelausgang schien mehr oder weniger direkt die Sonne, so dass man das Gefühl hatte, durch ein gleißendes Licht eine andere Welt zu betreten. Völlig unvorbereitet trafen wir auf eine komplett schneebedeckte Straße. Alles um uns rum war plötzlich weiß. Die Traktion des 4×4-Antriebs funktionierte super, so dass wir in Ruhe zum Stehen kommen und den Anblick genießen konnten.

Keine Spuren im Schnee

Von hier aus ging es direkt an der Küste eines sich vor uns neu erstreckenden Fjords entlang zu unserem Zielort für den heutigen Tag. Wir waren jetzt am Dýrafjörður, einem der größeren Fjorde. Ziel war Pingeyri, ein kleiner Ort auf einer Sandbank, ungefähr in der Mitte des Fjords. Der Campingplatz lag direkt am Ufer des Fjords. Absolut traumhaft! Als wir ankamen waren allerdings weder andere Gäste noch Mitarbeiter der Anlage vor Ort. Auch das benachbarte Schwimmbad war geschlossen. Der Campingplatz war komplett zugeschneit, so das auch keine Stellplätze zu erkennen waren. Außerdem war der Schnee relativ hoch. Spuren gab es keine, so dass wir davon ausgehen mussten, dass hier aktuell keine reger Betrieb herrschte. Aber egal. Unsere Offroad-Wohnmobile sind schließlich Selbstversorger und so konnten wir uns direkt auf den Parkplatz stellen. Glücklicherweise war der Sozialtrakt mit Dusche und Küche geöffnet. Alles war gut geheizt und in der Küche fanden wir alles, was wir brauchten. Auf Gäste waren sie jedenfalls vorbereitet. Die großen Panoramafenster im Essbereich boten einen sehr guten Rundumblick. Alles war verschneit, wirkte ruhig und sehr friedlich.

Ruhe vor dem Sturm

Wie an jedem Abend studierten wie die Straßen- und Wetter-App ausführlich, um die Route für den nächsten Tag zu planen. Wir wollten einen nördlichen Bogen fahren, um noch möglichst viel von den Westfjorden mitzunehmen. Aufgrund der  kurvigen Straße entlang der Küste war uns klar, dass wir nicht viel Strecke schaffen würden. Aber wir standen auch nicht unter Zeitdruck. Die Apps hielten allerdings keine guten Nachrichten bereit. Angeblich sollte ein Schneesturm aufziehen. Auch die Straßenverhältnisse sollten sich massiv ändern. Das war eigentlich kaum zu glauben. Die Sonne verschwand gerade ganz friedlich. Es wehte so gut wie kein Wind. Alles wirkte sehr beständig.

Die Westfjorde sind quasi wie eine Halbinsel. Eigentlich führen nur zwei größere Straßen rein und raus. Hinzu kommt, dass auf jeder Route mehr oder weniger herausfordernde Pässe überwunden werden müssen. Die Küstenstraße war im östlichen Verlauf bereits gesperrt und somit nicht befahrbar. Daher war klar, dass wir über einen Gebirgspass an unsere heutige Ausgangsstelle zurückkehren mussten. Von da aus konnten wir dann je nach Wetter- und Straßenlage entscheiden, ob wir weiter an der Nordküste oder westlich in Richtung Süden fahren wollten. Was uns beunruhigte war die Tatsache, dass bei einem dramatischen Wetterumschwung es auch mal schnell passieren konnte, auf den Westfjorden festzuhängen. Wenn die Pässe nicht mehr befahrbar sein sollten, gibt es eigentlich kein Heraus mehr! Wir beschlossen am nächsten Morgen die Lage aktuell zu checken und dann eine Entscheidung über die weitere Route zu treffen. Ein wenig angespannt begaben wir uns in unsere Expeditionsmobile.

Tanzender grüner Himmel

Die viel zitierten Nordlichter waren uns bisher noch nicht begegnet. Vielleicht war es die Anspannung oder auch die innere Unruhe aufgrund der drohenden Wetterveränderung, dass wir nicht so richtig Schlaf fanden. Jedenfalls schaute ich immer mal wieder aus der Wohnkabine heraus in Richtung Himmel, ob schon eine Wetteränderung im Anmarsch war. Aber ganz im Gegenteil. Der Himmel war sternenklar und nach wie vor äußerst friedlich. Nur ein paar beige, fast schon olivfarben wirkende Wolken zogen entlang. Sie sahen fast schon etwas schmuddelig aus. Ich hatte schon mehrfach gelesen, dass die auf Fotos so kräftig grün aussehenden Nordlichter mit dem bloßen Auge gar nicht so grün erscheinen. Sondern, dass sie oftmals auch einen eher beige-grünen Farbton haben. Erst die Kameraaufnahmen lassen die Nordlichter in leuchtendem Grün erstrahlen. Daher kam mir gleich ein Verdacht. Also schnell das Handy gezückt und ein Foto geschossen. Und tatsächlich: Durch die längere Belichtung wurde aus der trüben Wolke ein strahlend grünes Nordlicht. Ich konnte mein Glück kaum fassen! Schnell ging ich in den Truck zurück und holte die professionelle Kamera. Stativ postiert, den richtigen Filter auf das Objektiv geschraubt und jetzt konnte die Fotosession beginnen. Mein wildes Treiben brachte auch Patrick dazu, aus seiner Kabine heraus zu kommen. Er hatte die beigen Wolken auch schon entdeckt, war sich aber nicht sicher gewesen. Leider waren die Nordlichter nicht ganz so kräftig und andauernd gewesen, wie wir sie auf anderen Fotos oder in Videos bereits gesehen hatten. Aber was soll’s. Vielleicht gib es an anderer Stelle nochmals eine Gelegenheit.

Mit einer inneren Zufriedenheit und Ruhe zogen wir uns nun zur Nachruhe zurück. Der nächtliche Himmel wog uns in einer Sicherheit, die trügerisch war. Das sollte sich dann auch gleich am nächsten Morgen herausstellen.

Fortsetzung folgt.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Expeditionsmobil?

Ein Expeditionsmobil ist ein speziell ausgestattetes Wohnmobil, das für Offroad-Abenteuer konzipiert ist. Es bietet Komfort und Robustheit für Reisen in unwegsames Gelände, wie zum Beispiel auf Island.

Brauche ich spezielle Ausrüstung für Offroad auf Island?

Ja, eine gute Offroad-Ausrüstung ist wichtig. Dazu gehören robuste Reifen, eine Seilwinde und eventuell zusätzliche Kraftstoff- und AdBlue-Kanister. So ist man bestens auf die Herausforderungen der isländischen Landschaft vorbereitet.

Was tun bei AdBlue-Problemen während der Reise?

AdBlue-Probleme können auftreten, wenn der Tank leer oder verstopft ist. Immer darauf achten, AdBlue rechtzeitig nachzufüllen. Am besten nur hochwertige Produkte verwenden. Bei Problemen solltest sofort eine Werkstatt aufsuchen.

Be the adventure.

 

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